Eine Mountainbikerin im Harz

Erlebnisbericht Trans-Harz: Trail-Tour mit dem Mountainbike

Schläuche, Werkzeug und Ersatzteile werden sorgfältig aufgeteilt. Mit so wenig Ballast wie möglich auf alles vorbereitet sein, lautet die Devise. Wir packen unsere Rucksäcke für eine Zwei-Tage-Mountainbike-Tour quer durch den Harz von Norden nach Süden und wieder zurück. Unsere eigene, kleine „Trans-Harz“ – in Anlehnung an die berühmten Alpenüberquerungen. Auf so vielen Singletrails wie möglich wollen wir von Wernigerode über Sophienhof nach Wieda fahren und am nächsten Tag über den Achtermann zurück. Vor uns liegen 135 Kilometer und 3350 Höhenmeter.

Tag 1: Schmale Pfade und traumhafte Landschaft

Entlang der Gleise der Harzer Schmalspurbahnen gelangen wir nach Drei Annen Hohne. Links und rechts des Weges blüht in frischem Lila der Fingerhut. Es ist Mitte Juli. Das Wetter ist uns hold, angenehme 20 Grad und trocken – optimale Bedingungen für eine Tour.

Die schmalen Pfade nach Mandelholz haben wir ganz für uns allein. Die Harzklubwege sind zu dieser Jahreszeit mit verschiedenen Gräsern zugewachsen, die an Armen und Beinen kitzeln. Ein Genuss für Naturliebhaber. Wanderer trifft man hier eher selten. Hinter Königshütte quälen wir uns – in den engen und steilen Kurven mehr schiebend als fahrend – einen schmalen Serpentinenpfad hinauf zur Ruine Königsburg.

Die Wanderbank wird zur Werkstattbank

Auf der nächsten Abfahrt passiert dann das, worauf wir gern verzichtet hätten. Ein Schaltzug reißt. Gut vorbereitet, legen wir an der Station des Harzer Hexen-Stiegs  eine Zwangspause ein. Die Bank wird zur provisorischen Werkstatt. Eine gute halbe Stunde später kann es weiter gehen. Doch der als Ersatz herhaltende Schaltzug verabschiedet sich bereits auf der nächsten Abfahrt. Also noch einmal pausieren, noch einmal basteln. Die Schaltzüge werden mit Hilfe einer Lüsterklemme geflickt.

Nun heißt es erstmal ohne hintere Gangschaltung weiterfahren. Und das ist bitter, denn langsam dringen wir in den Südharz vor. Kurzen steilen Rampen folgen teils knifflige Abfahrten auf schmalen Waldwegen mit Wurzeln und losem Geröll. Erschöpft vom ständigen Auf und Ab erreichen wir Sophienhof.

Zwei Mountainbiker im hohen Gras
Ein Mountainbiker im Harz
Tim greift zum Ersatzteil
Eine Lüsterklemme verbindet zwei Schaltzüge miteinander

Ein Päuschen bei den Ziegen

In Sophienhof neigt sich gerade das Fest der hiesigen Feuerwehr dem Ende. Jugendliche geben Songs von Johnny Cash zum Besten, während an den Ständen die Händler ihre restlichen Waren zusammenräumen. Auf der Ziegenalm laben wir uns im Schatten eines Baumes an frischem Käse und hausgeschlachteter Wurst, dazu ein kühles, alkoholfreies Hefeweizen. Die Idylle verleitet – doch lange können wir hier nicht rasten, denn der Tag neigt sich dem Ende. Wir füllen unsere Wasservorräte auf und fahren weiter in Richtung Wieda.

Entlang der ehemaligen Grenze

Über die steilen Anstiege des Ilfelder Stiegs erreichen wir den Harzer Grenzweg. Auf diesem Abschnitt ist der Fernwanderweg herrlich – auch mit dem Mountainbike! Hier fährt man nicht auf den sonst typischen löchrigen Betonplatten, dem ehemaligen Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen, sondern auf schmalen Pfaden durch traumhaft schöne Wälder. Als wir endlich Zorge erreichen, ist es schon spät. Die Panne hat uns letztlich viel Zeit gekostet. Wir entscheiden uns dazu, die restlichen Kilometer auf der Straße zurückzulegen, was das Mountainbiker-Herz schon ein wenig bluten lässt.

Holländisch-Harzer Gastfreundlichkeit

In Wieda suchen wir das Hotel „Zur Post“ und werden schon erwartet. Der Chef genießt vor dem Hotel gemeinsam mit seinem Hund die Abendsonne und gibt mit sympathisch holländischem Akzent zu, dass er schon gar nicht mehr mit uns gerechnet hat. Seine Frau bereitet uns ein herzhaftes Mahl und nach einer wohltuenden Dusche und einem Schnaps aufs Haus schlummern wir sanft in unseren Betten ein. Unsere Räder verbringen die Nacht in der Scheune. Ideal für Mountainbiker!

Mountainbikerin am Stausee
Pause in Sophienhof

Tag 2: Knifflig und anstrengend

Der nächste Morgen beginnt bei einem ausgiebigen Frühstück mit warmen Brötchen, auf die unser Gastgeber größten Wert legt. Wieder im Sattel erwartet uns zunächst ein knackiger Anstieg hinauf zum Kaiserweg. An der Stempelstelle 163 genießen wir den Blick auf das Tal, an dessen Rändern vereinzelt Wolken entlang ziehen – letzte Zeugen des nächtlichen Regens, der uns auf den ersten Kilometern feuchte Wege beschert hat.

Über den Kaiserweg erreichen wir auf breiten Forstwegen Braunlage. Nachdem wir im Ort den kaputten Schaltzug durch einen neuen, hochwertigen ersetzt haben, wechseln wir auf schmale Pfade. Ab hier weist uns wieder die MTB-Trail-Karte den Weg.

Es geht durch sumpfiges Gebiet. Hier muss man stets aufmerksam schauen, um nicht bis zum Knie im Schlamm zu versinken. Nach der herrlichen Schlammschlacht geht es auf festen, schmalen Wegen weiter.

Trail bergauf  – Die Abfahrt muss man sich verdienen

Vor dem Anstieg zum Achtermann legen wir eine kurze Pause ein und lassen die entgegenkommenden Wanderer vorbeiziehen. Danach wird ordentlich in die Pedale getreten. Die Leichtigkeit mit der wir gleichzeitig den seichten Anstieg meistern und die Räder über die großen, aus dem Erdreich kragenden Steine manövrieren, erzeugt in uns einen Rausch, den man wohl neuerdings „Up-Hill-Flow“ nennt – ganz ohne hohe Geschwindigkeit.

Ein perfektes Paar: Trail und Cappuccino

Nach dem Aufstieg zu Fuß auf den Achtermann, genießen wir die Abfahrt auf selbem Weg. In entspanntem Tempo gleiten wir mal zwischen den Felsbrocken hindurch und mal gekonnt über sie hinweg bis nach Königskrug. Die herrliche Trail-Abfahrt krönen wir mit einem leckeren Cappuccino im Café The Cabin. Perfekt!

Es folgen noch zwei weitere verblockte, anspruchsvolle Wege. Dann segeln wir auf schlicht-schönen Singletrails hinab in Richtung Bad Harzburg. Vom Radautal kämpfen wir uns mit vielen Höhen- und Tiefenmetern auf herrlichen Pfaden von Tal zu Tal zurück nach Wernigerode. Eine anspruchsvolle Passage erwartet uns noch einmal auf dem Weg hinab nach Ilsenburg. Sehr steil geht es auf extrem losem Schotter mit ein paar Schlenkern den Berg hinab. Ein Weg, wie man ihn aus den Alpen kennt, im Harz aber selten antrifft. Unten zollen uns zwei Wanderer ihren Respekt.

Mountainbikerin auf verblocktem Trail
Ein Cappucino und eine Karte auf einem Tisch
Mountainbiker auf technischem Trail
Mountainbiker im Harz

Unser Fazit: Stark war’s

Zwei Tage waren wir nun im Harz unterwegs – von Nord nach Süd und wieder zurück. Dabei haben wir die erstaunliche Vielfalt an Wegen und Natur genossen. Und manchmal muss man gar nicht weit fahren, um die Ruhe zu genießen. Wir haben nette Menschen kennengelernt und waren wieder sehr begeistert vom herzlichen Miteinander auf den Harzer Wegen – bis hin zur Beifallsbekundung auf den letzten Metern. Auf die Unterkunft waren wir in besonderem Maß angewiesen, da wir nur das Nötigste mit uns trugen. Da hat alles gestimmt. Und selbst das dringend benötigte Ersatzteil konnten wir ohne Probleme in Braunlage – trotz Sonntag – kaufen.
Wir haben mal wieder gemerkt, der Harz ist auf Mountainbiker eingestellt. Das ist toll!

Verlauf & GPS-Track:
Unsere Karte für diese Tour

Titelbild der Fahrradkarte Harz

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